Immer mehr Menschen beschäftigen sich heutzutage mit der ayurvedischen Ernährungslehre und Ihren Grundprinzipien. Eine Besonderheit des Ayurveda Ernährungskonzeptes, ist die Berücksichtigung der Individualität des Menschen, beziehungsweise seiner unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den modernen Formen der Ernährungslehre, in denen eher die Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe im Vordergrund stehen.

Die Individualität berücksichtigen

Eines der wichtigsten Konzepte im Ayurveda, ist dass der drei Bioenergien (Sanskrit: Doshas). Diese drei Bioenergien (Vata, Pitta und Kapha) sind ein wichtiges Hilfsmittel um die speziellen Grundvoraussetzungen des Menschen bestimmen zu können. Wenn die individuellen Besonderheiten bekannt sind, ist die Beurteilung einfacher, welche Nahrung einem zuträglich ist und welche Lebensmittel eher weniger oder nicht geeignet sind.

Ayurveda berücksichtigt hierbei unter anderem die Intensität der Verdauungskraft bzw. die persönliche Verdauungsaktivität - die sich zum Teil auch aus den drei Bioenergien ableiten lässt.

Hierzu zwei Beispiele:

Beispiel 1) Schwer verdauliche Lebensmittel (wie beispielsweise die meisten Kohlsorten, Brot (insbesondere mit nicht geschroteten, ganzen Getreidekörnern), sowie sehr fettige Speisen, liegen manchen Menschen „schwer“ im Magen und verursachen zum Teil auch andere Verdauungsbeschwerden (wie zum Beispiel Blähungen, Krämpfe oder ähnliches).

Andere Menschen wiederum bekommen solche schweren Speisen jedoch gut verdaut bzw. sie verursachen bei ihnen keine nennenswerten Verdauungsprobleme - ein Indiz dafür, das Speisen offensichtlich je nach körperlicher Grundvoraussetzung unterschiedlich umgesetzt werden.

Beispiel 2) Es gibt Menschen, die verhältnismäßig viel und häufig essen und trotzdem praktisch nicht zunehmen. Und wie Marius Müller Westernhagen besingt. „dünn wie ein Hering …“ sind.            Andere hingegen müssen nur mal ein wenig „über die Stränge schlagen“ und sich dem Genuss von sehr fettigen Speisen (Pommes, Pizza, Sahnesauce, Käse) hingeben - und schon stehen am nächsten Tag ein paar hundert Gramm mehr auf der Waage. Auch hier scheint es offensichtlich - Nahrung wird je nach Stärke der Verdauungsaktivität (im Ayurveda als Agni bezeichnet) unterschiedlich „verstoffwechselt“. Das Resultat zeigt sich dann oftmals ganz konkret an einer unterschiedlich schnellen bzw. langsamen Gewichtszunahme.

Diese eher auf die körperliche Ebene bezogenen Zusammenhänge, spielen in der Ayurveda Ernährung eine wichtige Rolle.

Ein weiteres wichtiges Kriterium - neben dieser individuellen Intensität des Verdauungsfeuers (Sanskrit: Agni), sind die verschiedenen Qualitäten bzw. speziellen Eigenschaften der Nahrung (Sanskrit: Guna).  

Hierbei unterscheidet man zum Beispiel: befeuchtende oder trockene Nahrung, erhitzende oder kühlende Nahrung, leichte oder schwere Nahrung.

Auch dieses Wirkprinzip bezieht sich vor allem auf die körperliche Ebene.

Die beiden grundlegenden Konzepte von Doshas (die die Individualität des Menschen bestimmen) und Gunas (die die besonderen Eigenschaften der Nahrung bestimmen) bewirken unter anderem, das Nahrung optimal bzw. individuell ausgewählt werden kann - und auch gut von unserem Körper aufgenommen wird. Somit werden unsere verschiedenen Körpergewebe ausreichend „genährt“ und auch von guter Qualität gebildet.

Die Berücksichtigung dieser beiden Faktoren (Verdauungsaktivität = Agni und Eigenschaften = Guna), sorgt zusätzlich für eine adäquate Ausscheidung der Abfallprodukte des Stoffwechselvorgangs.

 

Wirkung von Nahrung auf unsere Psyche

Zudem gibt es jedoch ein weiteres Konzept im Ayurveda, was meiner persönlichen Meinung nach leider oftmals etwas vernachlässigt wird. Dieses bezieht sich eher auf eine „energetische“ bzw. „subtilere, feinstoffliche“ Ebene - und ist unter anderem im Konzept der Trigunas verankert.

Die Trigunas (sattva, rajas und tamas) geben ebenfalls unterschiedliche Eigenschaften an, die sich in diesem Fall jedoch eher auf unseren Geist bzw. auf unsere Psyche beziehen.

Sowohl die Bioenergien (siehe oben), als auch die Trigunas beziehen sich im Ayurveda nicht ausschließlich auf die Ernährung - sondern auch auf andere Bereiche der Ayurveda Gesundheits- und Heilkunde.

Alle Ayurveda Maßnahmen und Empfehlungen haben hierbei immer das Ziel, dem Menschen ein möglichst langes und gesundes Leben zu ermöglichen - und dieses eben auch in einem Zustand von geistiger Ausgeglichenheit und Harmonie leben und erleben zu können.

 

Das Sattva Prinzip - den eigenen Geist nähren

Ayurveda empfiehlt vor allem Nahrung bzw. Lebensmittel, die eine sattvische Qualität innehaben.

Sattvische Nahrung trägt dazu bei, dass wir vitale, frische Energie zu uns nehmen.

Diese Frische-Energie, wird im Ayurveda auch als „Chiva“ bezeichnet. Hierbei ist weniger gemeint, dass uns diese Lebensmittel mit (zweifelsfrei wichtigen) Nähstoffen, Vitaminen und den anderen lebenswichtigen Bestandteilen der Nahrung versorgen - sondern vor allem zu mehr „Strahlkraft“, bzw. Ausstrahlung und Lebensenergie verhelfen.

Dies wiederum trägt dazu bei, dass unser Geist und unser Verstand heller, reiner, ausgeglichener und klarer sind bzw. werden.   

Diese Wirkung ist vielleicht nicht so direkt wahrnehmbar, wie die körperlichen Auswirkungen einer „falschen“ Ernährungsweise (so wie oben beschrieben in Form von „konkreten“  Verdauungsbeschwerden).

Diese energetische Komponente, ist wie diese Energie selbst, feiner, subtiler und wir müssen ggf. etwas mehr in uns hinein spüren, unsere eigene Wahrnehmung sensibilisieren und unseren Sinnen vertrauen um diese Qualitäten wahrnehmen und bewerten zu können.

Hier ein paar Beispiele für Nahrungsmittel mit hoher Sattva Qualität:

Frisches, nicht zu saures Obst, wie zum Beispiel süße Trauben, Äpfel, eher süße Beeren, Feigen, reife Pfirsiche oder Mango.

Grünes, frisches Gemüse wie zum Beispiel Spinat, Mangold, frische grüne Erbsen, Feldsalat, frische Mungbohnen-Sprossen.

Frische Milchprodukte, wie zum Beispiel Hüttenkäse und unbehandelte Milch

Andere tierische Produkte wie zum Beispiel:

Ghee - geklärte Butter, bzw. reines Butterfett oder auch Honig

Frische nicht zu scharfe oder zu bittere Kräuter - wie zum Beispiel das europäische (Ocimum basilicum) oder indische Basilikum (Ocimum sanctum), Dill, Kerbel und Koriander.

Von den Hülsenfrüchten: vor allem Mung Dhal (geschälte und halbierte Mungbohnen)

Getreide wie zum Beispiel Kamut, Dinkel oder Reis

 

Das Rajas Prinzip - darf es vielleicht noch ein wenig mehr Leidenschaft sein

Sattva unterstützt unsere Psyche, um diese in etwas mehr Ruhe und Einklang zu bringen. Mit der zum Teil recht gewaltigen Rajas Energie sieht es hingegen deutlich anders aus. Es facht unsere Gefühle und Emotionen an und bringt unseren Geist damit eher in Bewegung und Aktivität.

Das kann gut oder weniger Gut sein - je nach Gemütslage. Befindet sich unser Geist in einer eher lethargischen Verfassung, kann Rajas ein willkommener Antrieb sein um uns aus der Trägheit heraus zu holen. Fühlen wir uns eh schon gehetzt und getrieben - ist zusätzlicher Antrieb, sicherlich keine gute Unterstützung.

An Hand von „Genussmitteln“ kann man zum Teil sehr direkt, das Ergebnis dieser erregbaren Rajas Wirkung, auch im Alltag gut beobachten. Wann waren sie das letzte Mal auf einer rauschenden und vielleicht auch „feucht, fröhlichen“ Party. So lange alles fröhlich bleibt, kann das auch nett anzusehen sein, wenn auch hier schon die Intensität der Gefühlswert durch ein paar Gläschen „Genussmittel“ sich rasch steigern lässt. Eventuell ist Ihnen aber auch schon einmal aufgefallen, wie die Emotionen auf eine andere Weise hochkochen - einige Gäste vielleicht recht laut werden oder vielleicht auch stürmisch oder aufgeregt oder…. Ich bin mir recht sicher - das haben wir alle schon einmal erlebt. Alkohol ist ein gutes Beispiel um die feurige Rajas Energie mit Ihren unterschiedlichen Ausprägungen zu beobachten...

Aber zurück zur Ernährung (auch wenn für den ein oder anderen Alkohol leider schon fast ein Lebensmittel zu sein scheint). Auch Lebensmittel können diese spezielle Dynamik innehaben.           Und da wir unsere Lebensmittel hoffentlich häufiger als Genussmittel zu uns nehmen, nicht zu vernachlässigen im Ayurveda Ernährungskonzept.

Anregende und scharfe Gewürze, wie zum Beispiel Knoblauch, Chili, Ingwer, Pfeffer oder Zwiebeln besitzen viel Rajas - obwohl es sich um frische Nahrung handelt. Genauso verhält es sich mit den Nachtschattengewächsen: Tomate, Aubergine. Frischer Fisch und andere Meeresfrüchte, Eier und Fleisch sind ebenfalls eher der Rajas Energie zuzuordnen. Des Weiteren: die meisten Pflanzenöle, Sojaprodukte, Nüsse, fermentierte Speisen, wie zum Beispiel Sauerkraut aber auch die aus Ayurveda Sicht eher feurigen Getreidesorten, wie Buchweizen, Roggen oder Gerste. Und wie oben schon erwähnt - die Genussmittel: Kaffee, schwarzer und grüner Tee.

 

Das Tamas Prinzip - heute fühle ich mich ein bisschen Down

Das kennen wir sicherlich alle - nicht jeder Tag ist wie der andere. Und…so ist es auch mal ganz normal, dass wir ab und an einen „schlechten Tag“ haben, an dem unsere Leistungskurve etwas abfällt.

Ursachen dafür gibt es sicherlich viele.  Und eine davon könnte auch eine falsche Ernährungsweise sein, die uns eventuell auch mental etwas „nach unten zieht“.

Unser Körper besteht in erster Linie aus „umgeformter“ Nahrung. Ich denke das werden die wenigsten in Frage stellen - auch wenn das uns vielleicht manchmal gar nicht so bewusst zu sein scheint.

Doch die Frage stellt, sich in welcher Weise unsere Ernährung auch unsere Psyche beeinflusst - vielleicht mehr als wir denken. Aus Ayurveda Sicht hat Nahrung mit Tamas Qualitäten hierbei den ungünstigsten Einfluss. Sie bewirkt unter anderem, dass unser Geist langsam, faul, gleichgültig, träge und unsensibel wird. Das sind sicherlich nicht die schönsten Gefühle die wir erleben können…

Hier sind wir bei den Lebensmitteln angelangt, die eben nur noch kaum oder keine lebendige Energie an uns weitergeben.

Hierzu gehören zum Beispiel: frittierte und allgemein sehr fettige Speisen, lange gelagerte Speisen (wie zum Beispiel der Eintopf der seit drei Tagen im Kühlschrank herum vegetiert), überlagerte bzw. verdorbene Speisen, Rind und Schweinefleisch, industriell stark verarbeitete Nahrung (wie zum Beispiel Konserven - insbesondere mit vielen Zusatzstoffen).

Wenn die Ernährung überwiegend durch solche Speisen geprägt ist, so sind die Auswirkungen auf Körper und Psyche mit den oben genannten Gemütszuständen, denke ich durchaus nachvollziehbar.

 

Wie so oft - die Übergänge sind fließend

Die Angaben über die Zuordnung von Lebensmitteln, in die drei Gruppen von Sattva, Rajas und Tamas sind in der modernen Ayurveda Fachliteratur zum Teil etwas unterschiedlich. Das ist vielleicht auch damit zu erklären, dass die Wirkung auf die Psyche nicht so direkt und offensichtlich wahrnehmbar ist. Die körperliche Wirkung ist zumeist wesentlich direkter zu beurteilen. Das eine wirklich scharfe Chili erhitzend ist, dass merken wir eventuell schon nach wenigen Sekunden, wenn uns beispielsweise die Schweißtropfen auf Nase und Stirn stehen und es in unserem Mundraum wie Feuer brennt. Das unsere Nahrung auch eine Auswirkung auf unsere Sinne und unseren Verstand hat - dafür müssen wir schon all unseren feinen Antennen auf Empfang stellen.

Hierzu noch ein kleines Beispiel: ich habe unseren wunderbaren, heimischen Apfel bei namenhaften zeitgenössischen Ayurveda Autoren sowohl in der Sattva - als auch in der Rajas Spalte gefunden. Das hängt vielleicht auch vom Apfel ab - von seiner Aufzucht, von der Sorte und seinem Geschmack, von seinem Reifegrad, von der Lagerung und von seiner Frische und einer eventuellen Nachbehandlung. Somit haben wir mal wieder die Wahl. Für was - oder welchen Apfel würden sie sich entscheiden? Ich empfehle hierzu: stellen sie alle Antennen auf Empfang - dann wird das sicherlich gut klappen und sie sich für den Apfel entscheiden, der sie in ihrem Dasein unterstützt.

 

Die Trigunas in der Ayurveda Ernährungsberatung

Ein wunderbarer Zeitvertreib an der Kasse des Supermarkts ist es, den anderen Marktbesuchern mal in den Einkaufswagen zu schauen - optional mit anschließendem, vorsichtigem „Scan“ in das Erscheinungsbild ihres „Miteinkäufers“. Das ist wirklich spannend, sehr abwechslungsreich und für mich persönlich zum Teil schon ein wenig faszinierend, mit welcher Lebensmittelversorgung man sein Leben, aufrecht erhalten kann - zum Teil sogar langfristig! Und…da ist oftmals, nicht so ganz viel Sattva am Start.

Daher denke ich, dass die oben genannten Prinzipien der Trigunas ein wichtiges Hilfsmitteln sind, um beurteilen zu können, welche Nahrung unsere Gesundheit unterstützt. Und dies in unterschiedlichen Bereichen - sowohl auf der körperlichen als auch auf der emotional, geistigen Ebene.

Hierbei ist ggf. auch darauf zu achten, dass eine überwiegend aus Sattva bestehende Ernährungsweise durchaus ihre Tücken haben kann. Besteht unsere Ernährungsweise beispielsweise überwiegend aus Äpfeln, selbst wenn diese noch so sorgfältig untersucht und ausgewählt wurden, wird uns auf der körperlichen Ebene früher oder später etwas fehlen und unsere Körpergewebe einfach zu wenig genährt werden.    

Somit ist es in der Ernährungsberatung von zentraler Bedeutung, dass wir Kenntnis über die verschiedenen Konzepte der Ayurveda Ernährung besitzen (die in diesem Beitrag nur im Ansatz wiedergegeben werden können) - und vor allem auch deren komplexe Zusammenhänge.

Zudem sollten wir wissen, wie wir diese Kenntnisse praktisch anwenden können. Hierbei müssen wir in erster Linie immer auf unseren Klienten schauen - auf seine Besonderheiten, die wir mit Hilfe der drei Bioenergien (Doshas) und der drei mentalen Faktoren (Trigunas) ein wenig besser zuweisen können. Unser „Wunderwerk Körper“ ist unglaublich vielschichtig und faszinierend - und ich finde, unsere Psyche vielleicht noch ein bisschen mehr. Folglich ist ein umfassendes Ayurveda Wissen notwendig - und sicherlich auch sensible Sinnesorgane - stellen wir also auch unsere feinen Antennen auf Empfang.

Stefan Isop, Heilpraktiker und Ayurveda Spezialist seit über 20 Jahren

 

 


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